Farben in der Food Fotografie Blog-Beitrag

Farben in der Food Fotografie – der komplette Guide

MariellaFood Styling & Set Styling Leave a Comment

„In der Food Fotografie musst du die Farben halt mit einem System kombinieren“, sagte sie und arrangierte Tücher und Teller. In meinem Kopf ging plötzlich ein kleines Feuerwerk los. Es war, als hätte jemand einen Schleier gelüftet. Natürlich!

Ich war damals noch gar nicht als Food Stylistin tätig. Für ein Magazin wurde ich für die Rezeptentwicklung von 5 einfachen Gerichten beauftragt. Im Fotostudio sollte ich dann alles nachkochen und die erfahrene Food Fotografin half mir die Gerichte in Szene zu setzen.

Ich bewunderte sie dafür, wie sie mit wenigen Handgriffen eine ganze Szenerie und eine unverkennbare Stimmung für meine Muffins erschuf. Da verriet sie mir ein Geheimnis: Nämlich das Geheimnis der richtigen Farbkombinationen.

Bis zu diesem Moment hatte ich Farben immer eher zufällig im Foto verwendet. Geschirr, das mir gefiel. Ein Tuch, das gerade neu war. Der Tisch, auf den ich so stolz war. Alles schön für sich – aber zusammen? Oft ein Desaster. Dabei wusste ich nicht einmal woran es lag.

Und genau darum geht es in diesem Blogbeitrag: Wie du mit einem System hinter der Farbwahl von Anfang an weißt, welche Farben in deinen Essensfotos harmonieren oder für Spannung sorgen und den WOW-Effekt erzeugen, der deine Fotos zum Scrollstopper macht.

Übrigens, kannst du dir auch → hier den dazu passenden Farben-Spickzettel mit 54 beliebten Farb-Kombinationen in der Food Fotografie holen.

1. Falsche Farben in der Food Fotografie

Ich erinnere mich noch gut, als ich das Trendgericht Moffles (Mochi-Waffeln) für meinen damaligen Food Blog fotografieren wollte. Sie waren modern, aufregend, neu. Und genau dieses trendige Feeling wollte ich auf einem Foto festhalten. Aber ich kombinierte die innen weichen, außen knusprigen weißen Waffel-Mochis mit einem neuen rosa Geschirrtuch, einem pastellrgrünen Teller, meinem stark gemaserten dunklen Holztisch und einem kupferfarbenen Kühlgitter.

Das Ergebnis? Altmodisch. Langweilig. Überhaupt nicht das trendige Food Foto, das ich mir vorgestellt hatte.

Damals schob ich noch Teller hin und her, legte das Tuch zigmal neu und gab schließlich frustriert auf. Heute weiß ich: Das Problem waren nicht die Moffles. Es waren die Farben, die nicht zu dem von mir gewünschten Stil passten.

Aber lass und nun einfach tief ins Thema eintauchen, damit du am Ende genau weißt, welche Farben dein Gericht unterstreichen und für den WOW-Faktor sorgen.

2. Warum sind Farben in der Food Fotografie so wichtig?

Vielleicht kennst du das Problem: Das Essen ist super lecker, aber am Foto wirkt es plötzlich irgendwie „schwer“ und altmodisch. Der Grund ist selten das Essen selbst – sondern die Farbkombination, die du gewählt hast.

Als ich das verstanden habe, hat sich meine Arbeit als Food Stylistin komplett verändert. Ich konnte meine Sets bewusster aufbauen, Geschichten mit Farben erzählen und gezielt Stimmungen erzeugen. Statt mich zu ärgern, dass Fotos nicht „funktionieren“, hatte ich endlich ein Werkzeug, mit dem ich die Wirkung steuern konnte.

Aber warum ist das nun so?

2.1. Mit Farben Emotionen wecken

Nun, Farben sind der Turbo für Emotionen – und genau deshalb so entscheidend in der Food Fotografie. Sie bestimmen, ob dein Foto Lust auf mehr macht oder ob jemand weiterscrollt.

Das Spannende daran: Diese Wirkung passiert unterbewusst.

Sieh dir diese Beispiele einer Kürbiscremesuppe an. Die orange Suppe kombiniert mit einem satten Blau hebt den Orangeton der Suppe sofort hervor. Das Foto wirkt kraftvoll, modern, frisch.

Kürbiscremesuppe mit blauem Hintergrund
Kürbiscreme-Suppe rustikal mit Holz und Disteln

Beim 2. Foto siehst du die selbe Suppe kombiniert mit unterschiedlichen Brauntönen. Das Foto wirkt erdiger, rustikaler und auch gemütlicher.

Auch die Assoziationen in unserem Kopf sind unterschiedlich. Während ich beim 2. Foto eher an ein wärmendes Mittagessen in einer Berghütte denke, würde ich beim ersten Foto eher an ein neues Rezept in einem Kochmagazin denken.

Wie siehst du das? Welche Gedanken und Erinnerungen kommen dir sofort in den Sinn?

2.2. Storytelling mit Farben

Du siehst schon: Farben sind ein Storytelling-Tool. Ein Gericht mit warmen Farben erzählt eine andere Geschichte als eins mit kühlen Tönen. Hier siehst du die selbe Suppe auch noch einmal mit einem dunklen Hintergrund und Herbstlaub – in erdigen gelb und rot Tönen kombiniert. Die Wirkung ist wieder eine komplett andere.

Herbstliche Kürbiscremesuppe mit Sahne und Blättern auf dunklem Untergrund

2.3. Das Auge lenken mit Hilfe von Farben

Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum Farbe so wichtig ist: Sie schafft Fokus und Orientierung im Bild.

Wenn dein Gericht viele ähnliche Töne hat (z. B. ein brauner Eintopf), verschwimmt alles. Ergänzt du aber ein frisches Grün (Basilikum) oder ein kräftiges Rot (Tomaten), hat das Auge plötzlich einen Ankerpunkt. Das Foto wirkt lebendig statt flach.

Ebenso kannst du bewusst mit einer komplementären Farbe gezielt das Auge lenken und damit ein Element in den Fokus rücken. Nehmen wir wieder das erste Foto der Kürbiscreme-Suppe. Blau ist die Komplementärfarbe zu Orange. Der blaue Untergrund hebt damit die orange Suppe hervor.

Fazit: Es reicht nicht, dass das Essen gut aussieht. Die Farbkombination entscheidet, ob das Foto eine Stimmung transportiert, die Menschen anspricht.

Wenn du Farben bewusst einsetzt, kannst du:

  1. Emotionen wecken
  2. dein Gericht hervorheben
  3. dein Foto energiegeladener wirken lassen
  4. oder dein Essensbild harmonischer wirken lassen
  5. eine Stimmung vermitteln
  6. die Frische der Zutaten betonen
  7. Erinnerungen wecken

So fotografierst du nicht mehr zufällig, sondern gestaltest bewusst. Genau da beginnt die Food Fotografie, die wirklich Wirkung hat.

3. Der Farbkreis – dein wichtigster Helfer bei der Farbauswahl

Mein größter Aha-Moment kam, als ich den Farbkreis für mich entdeckt habe.

Seitdem plane ich Food Fotos anders: Wenn ich einen braunen Kuchen habe, überlege ich mir bewusst, welche Akzentfarbe ihn zum Strahlen bringt. So entstehen Fotos, die modern, stimmig und appetitlich wirken.

Farbkreis in der Food Fotografie
Der Farbkreis – dein wichtigstes Tool

Der Farbkreis ist ein uraltes Gestaltungstool, aus der Farbenlehre in der Kunst und dem Design (siehe auch Wikipedia). In der Food Fotografie ist er Gold wert, weil er dir zeigt, welche Farben sich harmonisch ergänzen und welche bewusst spannende Kontraste schaffen.

Das Tolle daran ist: Du musst kein Farbtheorie-Profi sein, um Farben gezielt zu kombinieren. Schon der einfache Blick auf den Farbkreis hilft dir, die fehlende Farbe in deinem Set zu finden. Oft reicht eine kleine Ergänzung – eine Zitrone, ein paar Beeren, ein paar Kräuter – und dein Bild kippt von „ganz nett“ zu „wow“.

Statt zufällig Deko-Elemente zusammenzustellen, kannst du so gezielt Elemente in den passenden Farben wählen.

4. Welche Farbkombinationstechniken kann ich in der Food Fotografie nutzen?

Mit Hilfe des Farbkreises kannst du altbekannte Farbkombinationen aus der Kunst nutzen, um eine gewünschte Stimmung im Foto zu erzeugen.

Die am häufigsten genutzten Kombinationen sind:

4.1. Komplementärfarben

Dabei handelt es sich um Farben, die sich im Farbkreis gegenüber liegen
z.B. Rot und Grün oder Blau und Orange.
Komplementärfarben erzeugen starke Kontraste, die sofort ins Auge fallen und Aufmerksamkeit erregen. Nutze komplementäre Farben um Spannung ins Foto zu bringen.

Beispiel: Spaghetti mit Tomatensauce (rot) – mit Basilikumblättern (grün)

Eintopf mit Sauerrahm und Kräutern - Food Fotografie & Food Styling
Komplementär-Farben in einem Food Foto eines roten Eintopfs mit grünen Kräutern
© Cornelia Kahr

4.2. Analoge Farben

Liegen im Farbkreis nebeneinander – z.B. Gelb–Orange–Rot

Analoge Farben sorgen für weiche Übergänge und ein harmonisches Gesamtbild. Daher werden synonym auch manchmal analoge Farben als harmonische Farben bezeichnet. In der Food Fotografie eignet sie sich insbesondere dann, wenn das Foto ruhig, angenehm und „aus einem Guss“ wirken soll.

Beispiel: Gelbe Linsensuppe (gelb) mit roten Chiliringen (rot) auf Holzuntergrund (orange-braun)

Kürbise mit Gräsern in analoger Farbkombination
Analoge bzw. harmonische Farbkomposition in unterschiedlichen Orange-Beige-Tönen
© Cornelia Kahr

4.3. Monochrome Farben

Monochrome bzw. Monochromatische Farben sind Farben innerhalb einer einzigen Farbfamilie. Sie variieren in Helligkeit und Sättigung. Dadurch wirken sie modern aber zugleich ruhig und minimalistisch.

Ein Beispiel wäre ein Dessert mit Blaubeeren, Heidelbeer-Sirup auf einem blau-violetten Teller oder wie hier, hell-türkise Macarons mit Pistazien auf einem dünkleren türkisen Untergrund.

Macarons in monochromer Farbkombination
Monochrome Farbauswahl in unterschiedlichen Grüntönen
© Cornelia Kahr

4.3. Triadische Kombinationen

Das sind Farbkombinationen aus 3 Farben, die gleichmäßig im Farbkreis verteilt sind
z.B. hellorange-violett-türkisgrün

Eine derartige Farbwahl bringt Spannung ins Bild, ohne chaotisch zu wirken.

Beispiel: Buddha Bowl mit Mango (dunkelgelb), Spinat (grün) und Rotkraut/Rotkohl (violett) oder eine Kombination von Waffeln (gelb) mit roten und blauen Beeren.

Waffeln mit Beeren durch Food Styling zum Hingucker gemacht
Triadische Kombination von Farben in der Food Fotografie in gelb-rot-blau (Waffeln-Himbeeren-Blaubeeren)
© Cornelia Kahr

4.4. Tetradische Kombinationen

Tetradische Farbkombinationen bestehen aus vier Farben, die als zwei Komplementärpaare im Farbkreis liegen (z. B. Rot–Grün + Blau–Orange). Sie sind kraftvoll, abwechslungsreich und eignen sich besonders für bunte Gerichte wie Bowls oder Salate.

Wichtig ist hier um Farbchaos zu vermeiden: Eine Farbe dominiert, die anderen drei bilden (kleinere) Akzente. Im Beispiel unten dominiert orange/gelb und die grünen und violetten Akzente sind bewusst klein gehalten.

Reisnudelsalat mit Gemüse, Mango und Blüten
Tetradische Kombination von Farben in der Food Fotografie: orange (Karotte/Möhre) -violett (Blüte) & rot (Granatapfelkerne) – grün (Zuckerschote)

4.5. Die Color-Pop-Technik

Eine einfache aber wirkungsstarke Farbkombinations-Strategie ist die „Color-Pop-Technik“. Dabei wird die Deko, der Untergrund und das Geschirr in neutralen Tönen gehalten. Die Farben kommen einzig und alleine durch das Gericht ins Foto.

Diese Technik eignet sich ideal für bunte Gerichte mit kräftigen Farben, wie rote Rüben-Aufstrich, Tomatensalat, bunte Buddah-Bowls, Avocado-Toast, etc. Bei farblosen Gerichten wie braunen Eintöpfen würde diese Technik hingegen zu langweiligen Fotos führen.

Food Foto mit Preset bearbeitet
Color-Pop-Technik bei rote Rüben Aufstrich
© Cornelia Kahr

🔥Achtung Geheimtipp🔥: Wir lieben pinetools.com/c-colors/ (unbezahlte Werbung, weil wir das gratis-Tool ständig nutzen). Auf dieser Seite kannst du dir unterschiedliche Farbkombinationen ansehen und ausprobieren. Such zB die Komplementärfarbe zu deiner Speise (complimentary color). Oder wie wäre es mit einem „Tetrad color scheme“ genau zu deinem Gericht?

5. Was sind warme und kalte Farben in der Food Fotografie?

Farben sind nicht nur bunt, sie haben auch eine „Temperatur“. Man unterscheidet warme und kalte Farben, die völlig unterschiedliche Stimmungen erzeugen.

5.1. Warme Farben stehen für Appetit und Gemütlichkeit

Rot, Orange, Gelb oder Braun zählen zu den warmen Farben. Sie wirken einladend, appetitlich und emotional und erinnern uns an Herbst, Ofenwärme oder frisch gebackenen Kuchen. Eine cremige Tomatensuppe, ein Kürbisgericht oder ein Schokoladendessert profitieren enorm von diesen Farben, weil sie sofort Lust aufs Essen machen.

Doch Vorsicht: Zu viele warme Elemente im Bild können schnell altmodisch oder schwer wirken. Wenn du also einen warmen Farbton dominieren lässt, setze bewusst neutrale Elemente (wie den Hintergrund, Tücher oder Teller) oder einen kleinen kühlen Akzent dagegen – so bleibt das Foto modern.

5.2. Kalte Farben sorgen für Frische und Leichtigkeit

Kalte Farben wie Blau, Türkis, Violett oder bestimmte Grüntöne vermitteln Frische, Klarheit und Leichtigkeit. Sie passen perfekt zu Sommergerichten, Drinks, Salaten oder Desserts. Ein Blaubeer-Smoothie auf einem hellblauen Untergrund oder eine Limonade mit frischer Minze wirken durch kalte Farben erfrischend und modern.

Allerdings gibt es hier eine Hürde: Zu viele kalte Töne können das gesamte Food Foto kalt, unemotional und „unangenehm zu betrachten“ wirken lassen. Die Lösung: Kalte Farben am besten mit neutralen Props oder einem warmen Gegenpol kombinieren. Statt beispielsweise Blautöne mit kalten Grautönen und Weiß zu kombinieren, könntest du auf warme Grautöne oder Beige und Naturweiß zurück greifen.

5.3. Neutrale Töne richtig mit warmen und kalten Farben kombinieren

Good to Know: Auch scheinbar neutrale Farben wie weiß, grau und beige können warm oder kalt wirken. Je nachdem welchen Unterton sie besitzen. Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht dies an Hand von Grau. Aber auch weiß kann als Reinweiß kalt und als Naturweiß eher warm wirken.

Kaltes und warmes Grau
Warme und kalte Grautöne im Vergleich

5.4. Die Balance zwischen warm und kalt finden

Die spannendsten Food Fotos entstehen oft dann, wenn du beide Farbtemperaturen kombinierst. Ein warmes Gericht auf einem kühlen Steinuntergrund wirkt plötzlich zeitgemäß. Ein kühles Joghurt-Dessert bekommt durch goldenen Honig oder ein paar rote Beeren vermittelt sofort Appetitlichkeit.

Diese Balance sorgt nicht nur für Kontrast, sondern macht deine Fotos lebendiger und professioneller. Dennoch kommt es immer darauf an, welchen Look du erzeugen möchtest. Willst du z.B. einen gemütlichen Skihütten-Look erzeugen, kann dir ein Element in kaltem Farbton den Look zerstören.

6. Wie plane ich Schritt für Schritt die Farbgestaltung für mein nächstes Food Foto?

Benötigte Zeit: 5 Minuten

Nimm dir 5 Minuten Zeit vor dem Food Foto Set Aufbau und geh diese Mini-Formel durch. Danach weißt du genau, welche Farben zu deinem Food Foto passen – und warum.

  1. Stimmung und Wirkung festlegen

    Der erste Schritt beginnt noch bevor du Teller oder Tücher auf den Tisch stellst: Überlege dir, welche Stimmung dein Foto transportieren soll.

    Willst du Gemütlichkeit zeigen, dann sind warme Töne wie Orange, Rot und Braun deine Freunde – sie rufen automatisch Assoziationen an Herbst, Ofenwärme und Genuss hervor. Soll dein Bild dagegen leicht und frisch wirken, dann setze auf helle Farben, Weißflächen und kühle Nuancen wie Grün-, Türkis- oder Blautöne.

    Und wenn du Eleganz und Luxus vermitteln möchtest, funktioniert nichts besser als tiefe, gesättigte Farben wie weinrot, dunkelblau oder dunkel-violett kombiniert mit metallischen Elementen wie Gold, Kupfer oder Silber.

  2. Hauptfarbe identifizieren

    Alles beginnt mit der bzw. den Hauptfarben in deinem Foto. In den allermeisten Fällen ist das die Farbe deines Gerichtes. Das ist nun die Ausgangsfarbe für alle Farbkombinationen.

    Nehmen wir wieder die Kürbis-Suppe als Beispiel. Hier ist orange deine Hauptfarbe, die es zu kombinieren gilt. Bei einem Schokomuffin ist braun deine Hauptfarbe.

    Es gibt allerdings auch Gerichte mit mehreren Hauptfarben, wie bei einer bunten Bowl.
    Die Hauptfarbe bzw. die Hauptfarben gilt es nun entsprechend der von dir gewählten Stimmung zu kombinieren. Nutze nun die gewählte Farbpalette und such passende Farben zu deiner Hauptfarbe.

  3. Farbpaletten und den Farbkreis nutzen

    Anstatt dich durch endlose Deko-Kombinationen zu probieren, denke in Farbpaletten. Entscheide dich für eine zu deiner gewünschten Stimmung passenden Farbpalette. Der Farbkreis sowie unser Farben-Spickzettel helfen dir hierbei.

    Kontrastpaare wie Rot–Grün sorgen für Spannung und Aufmerksamkeit. Ideal für Social-Feeds.
    Monochrom: Eine Farbfamilie in verschiedenen Helligkeiten wirkt modern, minimalistisch und ruhig.

    Helle Kombinationen bringen Leichtigkeit und erinnern an Frühling und Sommer.
    Dunkle Paletten erzeugen Tiefe und Drama.
    Warme Töne machen Appetit und wirken gemütlich und natürlich.
    Kalte Töne betonen Frische und Klarheit.

    Tipp: Im Farben-Spickzettel findest du für all diese Farbpaletten jede Menge Beispiele.

  4. Farbe gezielt ins Bild bringen

    Nun geht es daran die gewählten Farben auch tatsächlich in dein Essensfoto zu bringen. Dafür eigenen sich natürlich der Hintergrund, Textilen, Geschirr und sonstige Deko. Aber denk auch andere Lebensmittel, Toppings, Garnisches und Visual Cues.

    Hier sind einige Beispiele:
    Brauner KuchenAccent Rot (Johannisbeeren/Kirschen) + Support kühles Grau/Stein
    Beige PastaAccent Zitronengelb + Support Salbei-Grün (Blätter/Serviette)
    Grüner SalatAccent Violett (rote Zwiebel/Trauben/Blüten) + Support Holz/Beige

    Tipp: Nutze die Liste weiter unten. Dort findest du eine Übersicht, welche Lebensmittel die jeweilige Farbe haben, die du vielleicht gerade brauchst.

  5. Farben gewichten

    Bewährte Farb-Regeln helfen, Farben in deinen Bild zu gewichten. Dies schafft eine Balance in deinem Foto. Damit wirken sie dem nervigen Farb-Chaos entgegen, das alles überladen und „zu bunt“ aussehen lässt.

    Hier findest du 2 einfache Farb-Regeln:

    a. Die 60-30-10 Regel
    Dabei nutzt du 3 Farben in unterschiedlichen Gewichtungen: Main – Support – Accent:
    Main (60 %) = Hauptfarbe des Gerichts (z. B. Braun bei Schokokuchen, Beige bei Pasta)
    Support (30 %) = Hintergrund/Props, die die Main-Farbe unterstreichen (monochrom) oder kontrastieren
    Accent (10 %) = gezielte Farbakzente durch Zutaten oder kleine Deko, die Blickführung und „Wow“ übernimmt (Beeren, Zitrone, Kräuter)

    Sieh dir also genau an welche Farbe dein Hauptgericht vorrangig hat. Dazu passend wählst du die Support-Farbe aus. Nutze gerne den Farben-Spickzettel, um darin eine passende Farbkombi zu suchen. Nun setzt du gezielt einen kleinen Farbakzent durch eine Zutat oder kleine Deko. Diesen Farbakzent halten wir bewusst klein, damit er dem Hauptgericht nicht die Show stiehlt.

    Tipp: Wenn du zu wenig „Wow“ siehst, fehlt fast immer der Accent.

    b. Die 4-Farben-Kombi
    Möchtest du 4 Farben in der Food Fotografie kombinieren, kannst du das ganz einfach wie folgt machen:

    Such dir eine dominierende Farbe aus (60 %). Dazu wählst du 2 stützende Farben (je 15–20 %) sowie eine akzentuierte Farbe (10 %). Wenn’s unruhig wird, reduziere zuerst den Accent.

  6. Helligkeit & Trennung prüfen (der 5-Sekunden-Graustufen-Check)

    Wenn du Ton-in-Ton arbeitest (monochrome Farbwahl) oder mit analogen Farben kann dein Foto schnell flach aussehen. Doch ein einfacher Trick hilft dies zu vermeiden.

    Mach einfach mit deinem Smartphone ein Testfoto und schalte es am Handy auf Schwarzweiß. (Dieser Trick hilft auch wenn du eigentlich mit der Kamera fotografierst.)

    Sieh dir nun das Schwarz-Weiß-Foto an.

    Verschmilzt das Gericht mit dem Hintergrund? Ja? Dann brauchst du mehr Luminanz-Kontrast. Das heißt, du bleibst zwar in der selben Farbfamilie bringst aber stärkere Hell-Dunkel-Kontraste hinein. Verwende beispielsweise ein helleres Tuch oder einen dunkleren Untergrund.

7. Wie kann ich Farben mit Props, Hintergründen und Licht kombinieren?

Nutze Props, Hintergründe und Lichtals gezielte Verstärker – nicht als Zufallskombination.

7.1. Farben von Props bewusst auswählen

Requisiten wie Teller, Servietten oder Gläser sind schnell austauschbar – und genau deshalb das perfekte Werkzeug, um Farbe ins Bild zu bringen. Statt wahllos zu dekorieren, solltest du Props als Farbverstärker oder Farbkontrast einsetzen.

Ein weißer Teller bringt bunte Gerichte zum Leuchten, während ein farbiger Teller eher eine bestimmte Stimmung unterstreicht. Achte darauf, dass Props nicht die Hauptrolle spielen, sondern das Gericht unterstützen.

7.2. Hintergründe als Farbbasis nutzen

Der Hintergrund ist die größte Farbfläche im Bild – und damit entscheidend für die gesamte Stimmung.

Ein heller Hintergrund sorgt für Frische und Leichtigkeit, ein dunkler Hintergrund schafft Tiefe und Drama. Holzoberflächen wirken warm und rustikal, Steinplatten eher kühl und modern. Überlege dir vor dem Shooting: Welche Geschichte soll mein Hintergrund erzählen – und passt sie zur Farbe des Gerichts?

7.3. Licht beeinflusst die Farbwahrnehmung

Selbst die perfekte Farbpalette kann am Ende unharmonisch wirken, wenn das Licht nicht stimmt.

Natürliches Tageslicht verändert sich je nach Tageszeit – morgens kühl, abends warm. Kunstlicht erlaubt dir mehr Kontrolle, verändert aber oft die Farbtemperatur.

Prüfe immer, ob deine Farben im Foto so wirken wie in der Realität. Ein einfacher Trick: Wähle dein Geschirr, deine Deko und sonstige Props und mach ein Foto. Wirken die Farben auf dem Foto so, wie mit freiem Auge?

Manchmal wirkt ein satter Violetton auf dem Foto quietschig oder ein Dunkelblau einfach nur wie ein schwarzer Klecks. Mit einem Testfoto erkennst du dies sofort – noch bevor du Zeit ins Anrichten und das übrige Set Styling investiert hast.

7.4. Farben von Props und Essen aufeinander abstimmen

Props und Lebensmittel dürfen sich nicht gegenseitig neutralisieren. Ein kräftig rotes Gericht auf einem ebenfalls roten Teller verliert sofort an Wirkung. Besser: Setze Props so ein, dass sie Kontraste verstärken oder die Hauptfarbe deines Gerichts hervorheben. Auch kleine Farbdetails – etwa die Farbe einer Serviette – können den entscheidenden Unterschied machen.

Ja selbst vermeintliche Farben einer Farbfamilie können sie beißen. Beispielsweise ist grau nicht gleich grau. Es gibt warme Grautöne, kalte Grautöne, grünstichiges Grau, blaustiches Grau, etc. Prüfe immer ob auch vermeintlich gleiche Farben am Foto miteinander harmonieren.

8. Welche Lebensmittel eignen sich, wenn ich bestimmte Farben einsetzen will?

Farben in der Food Fotografie wirken am stärksten, wenn sie direkt von den Lebensmitteln selbst kommen. Props und Hintergründe können viel, aber nichts wirkt natürlicher als ein knackiges Grün von frischen Kräutern oder das satte Rot von Beeren. Deshalb ist es hilfreich, mit einem Lebensmittel-Farbkreis zu arbeiten – so weißt du sofort, welche Zutaten du gezielt für deine Bildgestaltung einsetzen kannst.

8.1. Farbkombinationen gezielt mit Lebensmitteln ergänzen

Manchmal fehlt einem Gericht einfach „ein bisschen Farbe“, die das Foto abrundet. Statt lange nach Props zu suchen, wähle gezielt eine Zutat, die dein Farbschema ergänzt. Ein brauner Schokokuchen wirkt mit roten Ribiseln (roten Johannisbeeren) viel lebendiger.

Eine helle Suppe kann durch einen Pesto-Swirl und ein paar Sprossen mehr Tiefe bekommen (siehe unten). Und ein weißes Dessert bekommt mit Maracuja sofort einen sommerlichen Look.

Light & Moody Foto einer Suppe - Food Foto Kurs
Die Mandel-Blumenkohlsuppe wirkt gleich ansprechender durch die Farbkombination mit grünem Pesto und grünen und violetten Sprossen.

8.2. Lebensmittel passend zum Farbkreis wählen

Um dir die Arbeit zu erleichtern, haben wir einen erweiterten Lebensmittel-Farbkreis erstellt. Er zeigt dir, welche Obstsorten, Gemüsesorten und andere Lebensmittel sich für bestimmte Farbtöne eignen. So kannst du schnell die passenden Zutaten für deine geplante Farbpalette finden und dein Foto gezielt ergänzen.

9. Typischen Fehler bei Farben in der Food Fotografie – und easy Quick Fixes

Wieso wirkt mein Food Foto chaotisch und überladen?


Problem: Zu viele Farben auf einmal: Der Blick wird durch die Farben nicht gelenkt und weiß nicht, wo er hin soll.
Ursache: Zu viele bunte Zutaten oder Props ohne klares Konzept.
Quick Fix: Beschränke dich auf 2–4 Farben und achte auf eine Balance in der Gewichtung der Farben. Nutze beispielsweise die 60–30–10-Regel (Main, Support, Accent). Falls du unsicher bist in der Farbwahl, nutze den Farbkreis und Farbpaletten (zB aus unserem Farben-Spickzettel).

Tipp: Mögliche weitere Ursachen können sein: Zu viel Deko, zu wenig Negativraum, falsche Größenverhältnisse bei deinen Props.

Wieso wirkt mein Food Foto langweilig und flach?


Problem: Fehlende Akzentfarbe: Das Foto wirkt flach und langweilig.
Ursache: Gericht und Props haben ähnliche Töne, kein Kontrastpunkt.
Quick Fix: Ergänze eine Akzentzutat – z. B. rote Beeren, grüne Kräuter, eine Zitronenscheibe. Schon kleine Mengen machen den Unterschied.

Tipp: Wenn dein Foto mit perfekt abgestimmten Farben immer noch langweilig und flach wirkt, könnte es auch andere Ursachen haben, wie ein langweiliger Bildaufbau ohne Storytelling, die falsche Perspektive oder fehlende Bildbearbeitung.

Wieso sehen meine Essensfotos altmodisch aus?


Problem: Fotos wirken altmodisch oder schwer.
Ursache: Zu viele warme Farben (Holz, Beige, Orange, Braun) ohne kühlen Ausgleich.
Quick Fix: Ergänze einen kühlen Gegenpol. Ein warmes Gericht wie Kürbissuppe wirkt auf einem blauen Untergrund plötzlich modern. Ein kaltes Joghurt-Dessert bekommt durch goldenen Honig sofort mehr Appetitlichkeit.

Die Farben im meinem Food Foto erschlagen mein Gericht – wie mache ich es besser?


Problem: Farben erschlagen das Foto, es wirkt „überladen“ und das Gericht selbst kommt gar nicht mehr zur Geltung.
Ursache: Zu viele gesättigte Farben nebeneinander.
Quick Fix: Props in neutralen Farben geben deinem Bild Ruhe. Wann immer die Farben in deinem Foto einfach „zu viel“ werden, ergänze mit neutralen Tönen wie weiß, beige, grau.

Damit deine Food-Bilder nicht „staubig“ aussehen, entscheiden wir uns für beige oder grau und kombinieren diese beiden nicht-töne so gut wie nie miteinander. Weißt hingegen lässt sich immer kombinieren.

Wieso stiehlt die Akzentfarbe in meinem Food Foto dem Gericht die Show?


Problem: Die Dekoration lenkt zu sehr vom Gericht ab.
Ursache: Akzentfarbe zu dominant eingesetzt.
Quick Fix: Micro-Dosis: Akzente bewusst dosieren. Starke Farben entfalten ihre Wirkung in kleinen Mengen. 5–10 % der Fläche reichen für einen Farbakzent vollkommen – ein paar Beeren, eine Zitronenzeste oder ein Kräuterzweig.

Wenn der Akzent zu groß wird, dominiert er über das Gericht. Weniger ist hier wirklich mehr.

Wieso verschwimmen Gericht und Untergrund in meinem Food Foto?


Problem: Hauptmotiv hebt sich nicht vom Set ab.
Ursache: Gericht und Props haben eine ähnliche Helligkeit.
Quick Fix: Mach ein Testfoto in Schwarzweiß. Wenn alles ineinanderläuft, wähle einen helleren oder dunkleren Untergrund, um Kontrast zu schaffen.

Wieso wirken die Farben auf meinem Food Foto ganz anders als mit freiem Auge?


Problem: Farben sehen auf dem Foto unnatürlich, zu grell, zu blass aus.
Hier gibt es unterschiedliche Ursachen und Lösungen

Ursache 2: Unterschiedliche Lichtquellen (z. B. Tageslicht + warmes Kunstlicht).
Quick Fix 1: Achte darauf, nur eine Lichtquelle zu nutzen und gleiche Kelvin-Werte einzuhalten. Ein Weißabgleich-Test (weiße Karte/Papier im Bild) rettet hier oft das ganze Shooting.

Ursache 2: Dein (Studio) Licht gibt die Farbe anders wieder als du sie mit freiem Auge wahrnimmst.
Quick Fix 2: Mache bei der Auswahl deiner Props immer wieder Testfotos mit dem Licht, welches du auch für dein Foto verwendest. So erkennst du gleich, wenn Props sich doch nicht eignen.

Ursache 3: Die Farben wirken trotz eines perfekten Licht-Setups etwas blasser als erwartet und nicht ganz so strahlen. Spoiler Alert: Das ist normal!
Quick Fix 3: Bearbeite die Farben gezielt in der Bildbearbeitung nach. Aber Achtung: Vorsichtig und mit bedacht an den Reglern drehen, sonst wird’s schnell quietschig.

Wieso wirken meine Food Fotos zufällig und unprofessionell?


Problem: Die Farben im Bild wirken „zusammengewürfelt“.
Ursache: Requisiten nach Geschmack ausgewählt, ohne Farbkonzept.
Quick Fix: Plane deine Farben vor dem Shooting mit Hilfe des Farbkreises oder nutze fertige Kombinationen aus dem Farben-Spickzettel. So weißt du vorab, welche Farben harmonieren.
Aber wenn du die Tipps und Techniken aus diesem Blog-Post einsetzt, wird dir das vermutlich nie wieder passieren 🤗.

Weitere Ursachen können sein: Es liegt an deinen Bildaufbau – also wo deine Deko arrangiert ist. Außerdem kann es am Licht, deinen Kameraeinstellungen, am Food Styling oder der Bildbearbeitung liegen.

10. Fazit zu Farben in der Food Fotografie

Farben sind in der Food Fotografie nicht nur Dekoration, sondern ein zentrales Gestaltungsmittel. Sie entscheidet, ob ein Bild frisch, modern oder altmodisch wirkt – und ob dein Gericht wirklich Appetit macht.

Denn sie wecken Emotionen, schaffen Orientierung im Bild und erzählen Geschichten in deinen Food Fotos.

Wenn du dir vor dem Shooting bewusst machst, welche Stimmung du erzeugen willst, und deine Farben gezielt danach auswählst, wird aus Zufall plötzlich System.

Mit dem Farbkreis hast du ein Werkzeug, das dir Orientierung gibt: Du erkennst sofort, welche Töne harmonieren und welche für Spannung sorgen.

Mit Farbpaletten machst du dir das Leben einfacher, denn diese zeigen dir bereits passende Farbkombinationen. Akzentfarben in der richtigen Dosierung sorgen schließlich für den gewissen WOW-Faktor.

Gleichzeitig ist die Balance entscheidend – zu viele warme Töne können schwer wirken, zu viele kalte distanziert. Neutrale Flächen schaffen Ruhe, Licht sorgt dafür, dass die Farben so strahlen wie sie sollen.

Farben bringst du über das Gericht selbst, über Geschirr, Untergrund, Besteck, Tücher, Deko aber auch über weitere Lebensmittel wie frische Kräuter ins Bild.

Wenn du diese Prinzipien im Hinterkopf behältst, fotografierst du nicht mehr zufällig, sondern planvoll – und genau das macht deine Food Fotos am Ende stimmig, appetitlich und professionell.

Und vergiss nicht: All die genannten Regeln sind manchmal auch dazu da um gebrochen zu werden. Denn manchmal zahlt es sich aus mutig zu sein 😉.

Food Stylistin Mariella mit Tüchern vor dem Laptop sitzend

Über die Autorin:
Mariella hat gemeinsam mit Cornelia 2022 Food Foto Campus als Lernplattform für die Food Fotografie gegründet. Als Food Stylistin setzt sie seit 2015/16 insbesondere Süßes und Backwaren für namhafte Unternehmen in Szene. Nach über 1.000 gestylten Fotos weiß sie worauf es ankommt, um ein Gericht so wirklich hervorzuheben.

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